LAFU-Interview: Thorsten Schneider.
Thorsten Schneider beendet am Abend beim Gastspiel in Osdorf seine vierjährige Trainertätigkeit beim Oberligisten TSV Buchholz 08 - Grund genug für LAFU nochmal in Ruhe nachzufragen. Auch im letzten und vierten Jahr unter Thorsten Schneider wird es wieder definitiv ein einstelliger Tabellenplatz für die Buchholzer werden (Platz 5, 2, 7 und 8 oder 9 in diesem Jahr). Der A-Lizenz-Inhaber blickt mit uns nun wenig zurück auf die vergangenen Spielzeiten an der OKK, spricht über den tollen Einstieg in der Nordheide, aber auch die schwierige Umstrukturierung des Kaders.
Hallo Thorsten, du kamst vor vier Jahren aus der Kreisliga vom TVV Neu Wulmstorf zur Landkreishochburg nach Buchholz. Schon eine besondere Beförderung, die mitunter auch ein wenig „belächelt“ wurde im Landkreis, wie hast du das damals empfunden?
T. Schneider: In erster Linie war ich natürlich sehr glücklich, dass ich die Chance bekommen habe so einen großen Verein wie Buchholz zu trainieren, gerade auch nach der großen Ära unter Thomas Titze. Man musste sich in der Tat ein wenig was anhören, ich denke die vermeintlichen Kritiker haben wir dann mit guter Arbeit im Trainerteam ruhig gestellt. Ansonsten gehört es wohl zum Fußball, das immer viel geredet wird, ich habe mich immer auf meine Arbeit konzentriert und konnte mich zudem auf ein perfektes Trainerteam verlassen. Alle Erfolge waren nur durch gute Teamarbeit möglich und insgesamt haben wir in den vergangenen Spielzeiten unsere Saisonziele immer erreicht.
Das lief dann auch richtig prächtig zum Teil. Im zweiten Trainerjahr gab es die überraschende Vizemeisterschaft zu bejubeln. Sicherlich ein, wenn nicht das Highlight der vergangenen vier Jahre, oder?
Definitiv, das sind Momente, die ich sicher nicht vergessen werde. Wir haben damals eine optimale Saison gespielt und dann am letzten Spieltag Altona 93 mit einem 3:2-Auswärtssieg noch überflügelt. Das war einmalig! Generell waren die Spiele gegen Altona immer etwas ganz besonderes. Auch diese Saison kamen wir als krasser Underdog an die AJK, auf Platz 17 stehend und haben dort dann gewonnen und den entscheidenden Turnaround für die Serie eingeläutet.
Du sprichst es gerade an: In den letzten zwei Jahren fiel auf, dass die Mannschaft immer wieder Höhen und Tiefen während der Spielzeiten durchlebte, auch diese Saison. Welche Erklärung hast du für diese zuletzt fehlende Konstanz?
Das hat uns auch immer wieder sehr beschäftigt, eine richtige Erklärung dafür konnten wir selbst auch nicht wirklich finden. Nach der Vizemeisterschaft 2016 hatten wir durchaus nachvollziehbare Gründe für den katastrophalen Saisonstart ausgemacht. Da haben wir uns auch zu sehr auf der Vorsaison ausgeruht und auch in der Vorbereitung Fehler gemacht. In der aktuellen Saison fällt es dagegen schon deutlich schwerer Gründe zu definieren. Wir hatten eine richtig gute Vorbereitung, ein tolles Trainingslager und sind dann aber bis zum besagten Altona-Spiel komplett nicht in die Saison gekommen. Genauso unerklärlich wie der Fehlstart war dann auf der anderen Seite auch die nachfolgende Serie bis zum Winter (22 von 24 möglichen Punkten). Letztendlich konnte man sich am Ende aber immer auf die Mannschaft und die Geschlossenheit verlassen, wir sind immer wieder aufgestanden!
Wie würdest du insgesamt die vier Trainerjahre zusammenfassen?
Es war natürlich eine sehr intensive Zeit mit wie schon erwähnt vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen. Der Einstieg fiel mir dabei in der Tat am Leichtesten, da ich eine komplett perfekt auf- und eingestellte Mannschaft von meinem Vorgänger übernehmen konnte. Erst als dann nach und nach einige langjährige Führungsspieler den Verein verlassen haben, begann dann die schwierigere Zeit, die Umstrukturierung und Verjüngung im Kader vorzunehmen. Das war eine große Aufgabe, die uns ist uns aus meiner Sicht aber gut geglückt ist. Wir haben dabei selten oberligaerfahrene Spieler dazu bekommen, viel mehr versucht weiterhin vornehmlich junge Spieler hier aus dem Umkreis auf das bekannte Oberliganiveau zu bekommen. Insgesamt kann ich sagen war die Zeit hier grandios für mich.
Wie schätzt du ganz generell die Lage in der Oberliga ein. Gibt es eine Zweiklassengesellschaft?
Ich denke schon. Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass wir heute um die kleine Amateurmeisterschaft spielen. Die anderen Vereine über uns sind uns doch um einiges voraus, auch was die Möglichkeiten betrifft, da braucht man schon eine perfekte Saison um dort rein zu kommen. Ich denke, die Kluft reißt zurzeit auch immer weiter auseinander – ein Blick auf die Tabelle reicht. Wir haben zehn Punkte Rückstand auf Platz sieben. In der unserer Vizemeistersaison wären wir mit unserer damaligen Punktausbeute dieses Jahr maximal Fünfter geworden.
Nochmal ein Blick auf das heutige Spiel. Was überwiegt die Freude über die neue Freizeit oder die Wehmut, dass nun in Kürze alles vorbei ist?
Irgendwie doch beides ein wenig. Ich freue mich auch sehr darauf wieder mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen, die Zeit hier war schon sehr intensiv. Auf der anderen Seite habe ich es bis heute genossen Trainer dieser Mannschaft und dieses tollen Vereins zu sein. Generell gehört der Fußball auch eigentlich zu meinem Leben.
Ein letzter Ausblick in die Zukunft. Marinus Bester übernimmt nun und vertraut fast vollends deinem Kader für die neue Serie. Was traust du der Mannschaft zu bzw. wie geht es für dich dann ab Juli weiter.
Im Prinzip alles. Ich finde es sehr schön, dass alle Leistungsträger im Verein bleiben. Das hilft meinem Nachfolger sicherlich, hier schnell Fuß zu fassen, da er sich auf richtig gute Jungs freuen kann. Ich wünsche ihm natürlich alles Gute und gehe davon aus, dass er als ehemaliger Offensivspieler gerade in puncto Toreschießen den einen oder anderen Spieler sicher noch besser machen kann. Was meine Zukunft betrifft, schauen wir mal was passiert. Wenn ich nochmal etwas mache, muss es auf jeden Fall passen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!