LAFU-Interview: Felix Beck
Seitdem Felix Beck (32) das Amt beim MTV Egestorf im Sommer 2016 übernommen hat, läuft es bei den Rot-Schwarzen wie am Schnürchen. Der junge Coach formte eine starke Einheit, die auf dem Weg in die Bezirksliga wohl nicht mehr aufzuhalten ist. Im XXL-Interview erfahrt ihr, ob Beck mit dem Erreichten zufrieden ist, wie er die Zu- und Abgänge des Winters bewertet, was ihn am Eklat nach dem Spiel in Sprötze gestört hat und wie er seine persönliche Zukunft einschätzt...
LAFU: Pokalsieg, Vizemeister in der Liga, nun souveräner Tabellenführer zum Hinrundenende. Hätten die anderthalb Jahre beim MTV Egestorf noch besser laufen können, Felix?
Felix Beck: Von den Erfolgen, die auf dem Papier stehen, waren es natürlich absolut erfolgreiche anderthalb Jahre. Ich sage aber auch: Der Aufstieg schon im Sommer wäre zu früh gekommen. Ich denke, dass wir in der Bezirksliga viel Lehrgeld hätten bezahlen müssen. Von daher ist alles super gelaufen. Bendestorf hat den Aufstieg verdient geschafft und wir konnten uns nun in der Kreisliga nochmal weiterentwickeln. Es gab aber auch Sachen, die mich in der letzten Saison geärgert haben – vor allem die sechs Niederlagen. Ich akzeptiere aber auch, dass das ein Stück weit normal ist. Wir haben vor allem taktisch viel aufgebaut in Egestorf, da sind Rückschläge auch mal normal. Diese Saison sind wir jedenfalls deutlich weiter.
LAFU: Kommen wir zum Wintertransferfenster. Ihr habt mit Alexander Pohlmann und Sebastian Richter zwei Spieler abgegeben. Dafür kommt mit Bilal Balllout ein Spieler vom abgemeldeten MTV Luhdorf-Roydorf dazu. Erklär uns mal das Vorgehen auf dem „Mercato“.
Felix Beck: Erst einmal vorab: Beide Abgänge hätte ich gerne gehalten. Alexander Pohlmann hatte unter meinem Vorgänger Michi Kruse eine sehr gute Zeit, es allerdings zuletzt aufgrund von Verletzungen nicht mehr geschafft, den Anschluss an die Mannschaft zu finden. Auch berufliche Faktoren haben da eine Rolle gespielt. Dennoch habe ich nie die Hoffnung aufgegeben, dass er eine wichtige Rolle für die Mannschaft spielen kann. Auch Sebastian Richter ist ein richtig guter Fußballer. Er ist direkt zu Saisonbeginn allerdings für knapp sechs Wochen ausgefallen, das hat ihn weit zurückgeworfen. Ich sehe auch bei ihm Potenzial, aber er hat sich nun für den vermeintlich leichteren Weg in Salzhausen entschieden, das muss ich akzeptieren. Bei Bilal war es so, dass er mich gefragt hat, ob er bei uns mittrainieren kann. Dem habe ich zugestimmt, denn ich möchte mir gerne ein eigenes Bild von den Spielern machen. Wir haben also eine Probezeit vereinbart und geschaut, ob es sportlich und menschlich passt. Das war absolut der Fall. Bilal war sehr zuverlässig, hat sich klasse präsentiert. Darum haben wir uns entschieden, ihn ab 01.01.2018 dazu zu nehmen. Bisher läuft das alles sehr positiv.
LAFU: Kurz vor der Winterpause hattet ihr ein turbulentes Spiel bei der SG Estetal, welches nach einem 1:3-Rückstand noch in ein Remis umgewandelt werden konnte. Nach Abpfiff gab es jedoch einige unschöne Szenen, als der Sportgruß völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Wie ist deine Meinung dazu? Und was hast du deiner Mannschaft im Nachgang gesagt?
Felix Beck: Im Fußball steht für mich die Fairness an erster Stelle. Sogar noch über dem Erfolg. Nach dem besagten Spiel habe ich meine Mannschaft in der Kabine versammelt und habe klare Worte an sie gerichtet. Ich habe mich – so glaube ich – sehr deutlich ausgedrückt. Ich finde es sehr schade, dass durch solche Vorfälle der Sport in den Hintergrund gerückt wird. Damit setzen wir den Fokus falsch und machen den Fußball kaputt. Ich war wahnsinnig enttäuscht von einigen meiner Spieler. Was ich allerdings ebenfalls nicht korrekt fand: Die SG Estetal hat den Vorfall und die eigene Beteiligung doch sehr runtergespielt. Ich möchte jetzt aber kein Salz in die Wunde streuen oder einzelne Namen nennen. Wir hatten in der Woche nach dem Spiel eine Krisensitzung und haben klar angesprochen, was wir von den betroffenen Spielern in Zukunft erwarten. Wer sich über die Gemeinschaft stellt, hat in meinem Team nichts zu suchen.
LAFU: Etwas provokant gefragt: Wenn du mit dem MTV den Aufstieg in die Bezirksliga schafft, bist du dann definitiv auch in der kommenden Saison noch Coach bei den Egestorfern?
Felix Beck: Ich habe nicht im Kopf, das Team zu verlassen. Wenn wir aufsteigen, dann will ich auch das Bezirksliga-Jahr spielen. Und es soll in der Spielklasse natürlich nicht bei einem Jahr bleiben. Natürlich weiß man nie, was kommt. Es würde mich ehren, wenn Angebote kommen und irgendwann ist es auch mal ein Ziel, höherklassig zu trainieren. Aber ich muss noch sehr viel lernen und praktische Erfahrungen sammeln. Das Lehrgeld was das Team zahlt, zahle ich auch. Meine B-Lizenz ist noch bis Ende 2019 gültig, bis dahin würde ich gerne die DFB Elite-Jugend-Lizenz in Angriff nehmen. Solange es in Egestorf voran geht, bin ich dabei. Irgendwann gibt es aber naturgemäß auch eine Grenze, die erreicht wird. Dennoch bin ich aktuell voller Tatendrang und mache mir keine Gedanken über andere Vereine.