LAFU-Interview: Torsten Altmann
Eins steht fest: Er sorgt für Aufsehen. Torsten Altmann ist kein normaler Bezirksligatrainer. Der langjährige Coach des TSV Auetal ist mit Sicherheit streitbar und vielerorts auch umstritten, aber in aller erster Linie auch das Gesicht der Geißkatzen - und immer ehrlich. In einem ausführlichen Interview bezieht der B-Lizenz Inhaber Stellung zu allen relevanten Themen rund um seinen Club. Wie immer sind seine Antworten geradlinig, emotional und höchst interessant...
LAFU: Moin Torsten, zunächst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst. Steigen wir gleich mit der entscheidenden Frage ein: Du trittst im Sommer nachgenau neun Jahren als Ligatrainer beim TSV Auetal zurück. Warum hast du diese Entscheidung getroffen?
Altmann: Ich will mal etwas weiter ausholen. Als ich zum TSV Auetal gekommen bin, wurde ich von einem gewissen Olaf Rebbe angeheuert (aktuell Sportdirektor beim VfL Wolfsburg). Damals gab es ein großes Funktionsteam, in dem die Aufgaben verteilt waren. Doch mit den Jahren haben diese Personen den Verein verlassen – und ich habe mir immer mehr Arbeit aufgeladen. Nach außen hin wirkt es vielleicht so, als wolle ich beim TSV alles alleine machen. Doch das ist überhaupt nicht der Fall. Es gibt nur keine anderen Leute, die die Aufgaben erledigen wollen. Im Verein funktioniert es nicht so, wie ich mir das vorstelle. Ein anderes Vorurteil, was besteht, ist, dass wir immer nur Spieler aus Hamburg holen. Das ist so nicht richtig. Der erste Blick geht auch bei uns immer in den eigenen Verein. Doch in den letzten acht Jahren waren da genau zwei Spieler zu finden, die uns wirklich verstärkt haben: Arne Weselmann und Bjarne Raßmann. Heutzutage gehen viele Leute aus unserer Gegend zum studieren weg. Dadurch verliert man immer ein paar Spieler. So war ich gezwungen Spieler aus weiterer Entfernung zu holen, die ich mit Sicherheit nicht verpflichtet hätte, wenn es Alternativen gegeben hätte. Viel lieber wäre mir gewesen, wenn man Spieler aus dem eigenen Pool gehabt hätte. Die hatten dann aber teilweise andere Pläne und wollten woanders mit ihren Freunden zusammen spielen. Das ist ein Grundproblem beim TSV Auetal. Dazu kommt: Den aktuellen Kader konnte ich erst spät im Sommer zusammenstellen, sodass wir teilweise große Probleme mit der Disziplin haben. Das waren alles Faktoren, die mich dazu bewogen haben, im Sommer aufzuhören. Es steht für mich schon länger fest, dass zum 30.06.2018 Schluss ist. Da musste ich eine konsequente Entscheidung treffen. Eins ist aber klar: Für den Verein will ich die Klasse halten, da spielt es überhaupt keine Rolle, dass ich im Sommer aufhöre.
LAFU: Du blickst auf insgesamt 19 Jahre Trainererfahrung zurück. Was würdest du sagen: Wie hat sich der Fußball in all den Jahren verändert? Was fällt dir spontan dazu ein?
Altmann: Eine gute Frage, denn die Veränderungen sind mit ein Grund dafür, warum ich mich zuletzt so aufgerieben habe. Erstens fehlen heutzutage einfach die Typen. Jeder Verein, der ein paar gute Typen hat, kann was erreichen. Kreis- und Bezirksliga sind Fleiß-Ligen. Mit Fleiß haben früher viele was wettgemacht, das ist heute nur noch ganz selten der Fall. Dazu kommt, dass nur noch wenige Vereine eine vernünftige A-Jugend haben. Ein großes Problem in meinen Augen. Heute gibt es so viele andere Dinge, die den Jungs wichtig sind. Die klassischen Straßenfussballer gibt es kaum noch. Deswegen muss eine E-Jugend heutzutage auch zwei Mal die Woche trainieren: Da fehlt es an den Grundlagen. Das war zu meiner Zeit noch völlig anders. Vieles ist weicher geworden, dazu spielt die Taktik eine immer wichtigere Rolle. Das war vor 10 Jahren auch noch anders.
LAFU: 19 Jahre beim TSV Auetal sind eine lange Zeit. Viele gute und vor allem namhafte Spieler sind durch deine Hände gegangen. Hand aufs Herz: Welches waren die besten?
Altmann: Silvano Weiß und Stephan Rahn sind fußballerisch die stärksten Spieler, das muss man klar so sagen. Silvano hatte ein unheimliches Spielverständnis, der hat taktische Anweisungen innerhalb von Sekunden verstanden und angewendet. Stephan ist ein trotz all seiner Erfahrung überhaupt nicht arrogant und innerhalb der Truppe sehr beliebt. Sein linker Fuß ist genial. Er versucht den Laden zusammenzuhalten, das gefällt mir. Charakterlich muss ich auch Kai Gödeke hervorheben, der für mich ein überragender Teamplayer ist.
LAFU: Wenn du dir drei Spieler aus der Bezirksliga aussuchen könntest, welche würdest du dann für dein Team wählen?
Altmann: (überlegt länger) Also Sascha Damm von der SG Scharmbeck-Pattensen ist ein hervorragender Fußballer. Dazu gefällt mir Hassan Sascha Turgut sehr gut. Den hätte ich beinahe mal nach Auetal geholt, doch da kamen andere Sachen dazwischen. Zuletzt würde ich Florian Seel vom SV Essel nennen. Ein sehr starker Mann.
LAFU: Abschließend: Was planst du ab Sommer?
Altmann: Also eins ist klar: Ich habe nicht den Druck, irgendwas machen zu müssen. Ich muss nicht als Trainer Geld verdienen, damit sich meine Frau eine Bluse kaufen kann (lacht). Wenn sich was anbietet, werde ich mir das ganz genau anhören. Am wichtigsten ist mir, dass die Struktur im Verein stimmt.
Die Lage im Landkreis: Zwischenbilanz in der Bezirksliga
Mit dem kommenden Wochenende findet die Hinrunde in der Bezirksliga ihren Abschluss, Grund genug für einen Blick auf die Spiele mit Beteiligung der Landkreis-Mannschaften.
SC Wietzenbruch - SG Scharmbeck-Pattensen
Zu Hause ist die SG auch in dieser Spielzeit eine echte Macht, nur auswärts will es einfach nicht so recht klappen. Dabei böten die Erfolge auf heimischen Geläuf doch Grund genug, mit breiter Brust in die Partie gegen die Elf von Stephan Bergmann zu gehen. Zuletzt konnte man im Kältegipfel in Pattensen den Tabellenführer TSV Winsen/Luhe in erster Halbzeit klar in Schach halten und musste nur 5 Minuten vor Ende den Ausgleich schlucken. Mit Anschluss an die Top 5 im Tableau wird man bei der SG aber mit Sicherheit zufrieden sein können. Mit Wietzenbruch steht den Roten aber nochmal ein kantiger Gegner bevor, der mit Kais Manai und Matthias Winkler eine hochkarätige Offensive aufbieten kann und sich bisher beachtlich in der Liga schlug.
TSV Winsen/Luhe - VfL Maschen
Das Gesetz der Serie war in den letzten Wochen Freund der beiden Kontrahenten in dieser Begegnung. Während der Gastgeber eine beeindruckende Serie von 10 Siegen in Folge und mit der oben erwähnten Partie gegen die SG das elfte Spiel ohne Niederlage vorlegte und so den mäßigen Start in die Saison vergessen ließ, war dies in Maschen nicht so einfach. Sechs Pleiten in Folge sorgen bei den Blau-Gelben für Sorgenfalten, durch einen 1:2-Auswärtssieg bei Auetal konnte aber die Sogwirkung erzielt werden, die den VfL seitdem aus der Abstiegszone ins Mittelfeld marschieren ließ - 7 Spiele ohne Niederlage konnte Marinus Bester verbuchen, der seine Abschiedstour gerne mit einem weiteren Achtungserfolg gegen den Tabellenführer krönen würde. An der Luhe wird indes auch nicht nachgelassen, die Herbstmeisterschaft wird zwar dankend mitgenommen, aber für das Ziel Landesliga wird Konstanz der entscheiden Faktor sein.
Germania Walsrode - SV Bendestorf
Nachdem der SVB in der letzten Saison relativ klar den Aufstieg aus der Kreisliga schaffte, war allen Beteiligten klar, dass der Klassenerhalt erstes Ziel sein muss. Mit dem Sieg gegen ersatzgeschwächte Gäste aus Essel konnte man sich benötige Luft verschaffen, mit 17 Punkten ist aber der Blick in den Keller doch näher, als der Hohnschild-Elf lieb sein wird. Mit der Germania aus Walsrode wartet zum Abschluss der ersten Saisonhälfte nochmals ein echter Hochkaräter, der dem SVB alles abverlangen wird.
SV Essel - MTV Borstel-Sangenstedt
Borstel hat im Sommer den Neustart gewagt, auf das langjährige Duo Kathmann / Pagels folgte das Gespann Schrader / Bender, das zuvor die Geschicke der Reserve lenkte und nun vom Vorstand die Aufgabe des Erbes übertragen bekam. Zudem gab es auch eine deutliche Veränderung im Kader, unter Anderem konnte Marvin Mißfeld an den Heidlandweg gelotst werden. Der Start in die Saison gelang auch hervorragend, es konnten viele Punkte erarbeitet und eine Platzierung in der Tabellenspitze erreicht werden. Doch zur Mitte der Hinrunde brach der Schwung etwas ein, Partien wie das blutleere 0:0 gegen Auetal sorgten für eine augenblickliche Remis-Krone. Gegen den SV Essel, der momentan personalmäßig aufs Zahnfleisch geht, böte sich die Chance, den sprichwörtlichen Bock umzustoßen.
MTV Soltau - TSV Auetal
Bei den Geißkatzen könnte der Katzenjammer aktuell kaum größer sein. Letzte Woche im Kellerduell gegen den TuS Celle FC hatte man sich in der ersten Halbzeit dank Toren von Rahn und Raßmann noch im Spiel gehalten, doch dann zerfiel der Defensivverbund wieder in seine Einzelteile und die Chance auf einen Punktgewinn im Abstiegskampf verflog ungenutzt. Dazu kam noch die Tatsache, dass der nun bevorstehende Gegner Soltau Borstel mit 2:0 auswärts besiegte und die rote Laterne somit wieder über den Rötenbrook hängt. Mit 10 Niederlagen und 42 Gegentoren ziehen dunkle Wolken über Toppenstedt auf. Somit wird es in dieser Partie einen echten Überlebenskampf geben, jeder Punkt zählt für das Halten der Klasse.
TSV Elstorf - Eintracht Elbmarsch
Ligakenner erinnern sich noch gut an den Winter 2016/2017, als man den Eindruck hatte, der Patient TSV Elstorf wäre klinisch tot. Doch dann kehrte der „verlorene Sohn“ Kevin Genske und mit ihm der Erfolg zurück. In einer beispiellosen Energieleistung sicherte sich die Mattfeld-Equipe erst den Klassenerhalt in der vergangenen Saison und aktuell einen Platz auf dem Treppchen im Tableau. Auch wenn das Spiel in Schneverdingen letzte Woche verloren ging - mit der gezeigten Leistung im Kalenderjahr 2017 kann man an der Schützenstraße mehr als zufrieden sein. Am Deich kann man das auch sein, denn mit den erzielten Ergebnissen ist man in der Spitzengruppe drin - auch wenn hier und da der ein oder andere Punkt verloren ging. Größtes Pfund der Elbmarscher ist weiterhin der Zusammenhalt, so konnten verletzungsbedingte Ausfälle wie der von Toptorjäger Rico Grimm kompensiert werden.